Endlich wieder zum Planespotting nach Prag
Mein letzter Ausflug nach Prag war, unter anderem pandemiebedingt, bereits im Dezember 2019. Es wurde also wieder einmal Zeit, dem Hauptstadtflughafen unseres Nachbarlandes einen Planespotting-Besuch abzustatten. Geplant hatte ich für diesen Tag eigentlich eine Fahrt zum „BER“. Doch am Vortag folgten zahlreiche Ankündigungen über interessante Maschinen am „Václav Havel“-Airport, welche mich zu einer spontanen Änderung meiner Pläne veranlassten. Unter anderem waren für den Nachmittag der Start des US-Verteidigungsministers und die morgendliche Ankunft einiger EU-Finanzminister avisiert. Der Flugplan verzeichnete außerdem einige Sonderlackierungen.
Ankunft vor Sonnenaufgang
Wie fast immer bei meinen Touren war ich wieder sehr früh vor Ort. Nach einer morgendlichen Stärkung bezog ich meinen Platz auf der Spotterplattform in Kněževes. Dieser Ort ist aufgrund des bis zum frühen Nachmittags herrschenden Gegenlichtes zwar nicht ideal. Jedoch bestand für die Mittagstunden ein großes Gewitterrisiko. Darum verzichtete ich auf den kilometerlangen Fußmarsch zur Plattform am Pistenkreuz auf der gegenüberliegenden Seite. Eine gute Entscheidung, wie sich später herausstellte.
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Eines der ersten Flugzeuge nach meiner Ankunft war die Boeing 757 N427UP des Logistikunternehmens UPS. Weil die Maschine aus Köln bereits mit 30 Minuten Verspätung gelandet war, fand der Start nach Budapest im ersten Licht des Tages statt, was einen schönen Mitzieher ermöglichte.
Am 9. und 10. September 2022 fanden sich die EU-Finanzminister und Notenbankchefs zu einem informellen Treffen in Prag zusammen. Daraus resultierend waren am Prager Flughafen auch einige „Regierungsflieger“ anzutreffen.
Während meines Aufenthaltes am 9. September landete als erster Gast Bundesfinanzminister Christian Lindner an Bord der Bombardier Global 5000 14+02 der deutschen Luftwaffe.
Anschließend traf sein ungarischer Amtskollege Mihály Varga an Bord des Airbus A319 mit der Registrierung 605 ein. Eingesetzt wird die Maschine durch die Magyar Légierő, die ungarischen Luftstreitkräfte.
Das von seiner Bauart her auffälligste Flugzeug brachte am späten Vormittag schließlich noch den italienischen Finanzminister Daniele Franco in die tschechische Hauptstadt. Die von der Guardia di Finanza betriebene Piaggio P-180 Avanti trug die Registrierung MM62249 und war auf dem Ciampino Airport in Rom gestartet.
Die Gewitter kommen näher
Bereits in den späten Vormittagsstunden entwickelten sich westlich von Prag mehrere Gewitter, welche langsam in Richtung des Flughafens in Ruzyně zogen. Aber noch war mein Ausflug davon nicht betroffen.
Kurz nach 12 Uhr landete eine McDonnell Douglas MD-82 der bulgarischen European Air Charter. Die rund 30 Jahre alte LZ-LDS ist eines der letzten in Europa fliegenden Exemplare der MD-Reihe.
Ebenfalls eine interessante Maschine war rund 20 Minuten später, aus Lissabon kommend, im Anflug. Das Flugzeugmuster, ein erst knapp 2 Jahre alter Airbus A321neo, war dabei wenig spektakulär. Besonders ist dagegen die Retro-Lackierung der CS-TJR. Erinnert sie doch an die Livery der TAP Air Portugal aus den 1960er- und 1970er-Jahren.
Mein Wunsch, dass die Gewitter an meinem Standort vorbeiziehen würden, erfüllte sich leider nicht. Unmittelbar nach dieser Landung setzte heftiger Niederschlag ein. Deshalb war es nun endgültig Zeit, das in unmittelbarer Nähe geparkte Auto aufzusuchen. Spätestens jetzt hatte sich die Wahl des Spotterhügels in Kněževes als goldrichtig erwiesen. Nach gut 30 Minuten war der Starkregen abgezogen und ich konnte wieder auf die Plattform zurückkehren.
Zwei auf einen Streich
Obwohl seit mehreren Jahren im Dienst, hatte ich bislang kein Glück, einen der „Belgian Icons“-Logojets von Brussels Airlines vor die Linse zu bekommen. Doch nun sollte es endlich soweit sein. Und das gleich doppelt. Nachdem bereits kurz vor der Mittagszeit die OO-SND mit den Schlümpfen „an Bord“ gelandet war, kam auf dem dritten Brüssel-Umlauf des Tages die OO-SNF in der auffälligen Tomorrowland-Lackierung zum Einsatz.
Bei meinen bisherigen Prager Planespotting-Touren konnte ich von Ukraine International Airlines lediglich Maschinen des Typs Boeing 737-800 fotografieren. Bei meinem bisher letzten Trip im Dezember 2019 war es die am 8. Januar 2020 in Teheran durch eine Rakete abgeschossene UR-PSR. Umso erfreuter war ich, dass ich diesmal Gelegenheit bekam, eine der Embraer 190 vor die Linse zu bekommen. Die UR-EMA startete nach Aalborg. Am 16. September 2022 wurde das Flugzeug in Lodz geparkt und wartet auf weitere Einsätze.
EasyJet setzt einige Maschinen mit Schriftzügen von Destinationen aus ihrem Streckennetz ein, darunter die G-EZUC mit „Nantes“-Sticker.
Die YR-BGF der rumänischen Tarom fliegt bereits seit März 2011 in Skyteam-Farben, doch erst jetzt gelang es mir, die Maschine im Bild festzuhalten.
Einer von zahlreichen Business-Jets war die OK-VPI. Die Registrierung der Gulfstream G550 von ABS Jets steht dabei für Velaa Private Island, eine Insel auf den Malediven. Der Webauftritt des Inselparadieses ist als Schriftzug auf dem Rumpf des Flugzeuges angebracht.
Neben der oben erwähnten Piaggio P-180 Avanti war auch die Diamond DA62 MPP mit der Registrierung OO-MSA ein eher ungewöhnlicher Gast. Die von der belgischen North Sea Aviation Services eingesetzte Maschine war in Oostende gestartet. Informationen zum Aufgabengebiet der Maschine finden sich auf der Betreiber-Webseite.
Das älteste Flugzeug des Tages schwebte völlig überraschend in Form der privaten OM-DAJ kurz vor Mittag ein. Gebaut wurde die in der Slowakei registrierte Let Aero-145 im Jahr 1959. Früher befand sich das viersitzige Exemplar als YU-BBY in Beständen der jugoslawischen Armee.
Leider kann ich nicht genau sagen, wieviele Boeing 737-300 mit Winglets ausgestattet wurden und weltweit noch im aktiven Dienst sind. Jedenfalls war die knapp 25 Jahre alte G-GDFT von Jet2 erst das dritte so konfigurierte Exemplar, welches ich vor die Linse bekam. Aktuell setzt die britische Airline noch 7 Flugzeuge dieses Musters ein.
Im Jahr 1999 startete die Boeing 757 EC-HDS der Privilege Style aus Spanien zum Erstflug. Erster Betreiber war damals die ebenfalls spanische Iberia. Die Maschine kam aus Frankfurt nach Prag und flog anschließend nach Birmingham weiter. Aktuell finden an Bord 216 Economy-Passagiere Platz. Von Oktober 2020 bis April 2022 war das Flugzeug dagegen nur mit einer Business Class ausgestattet. Die maximal 88 Fluggäste dürften vergleichsweise komfortabel gereist sein.
Seit April 2022 ziert der Sticker „Descubre Puerto Rico“ das linke Heck des Airbus A320 EC-ILS von Iberia.
Drei Vertreter der Airbus A220-Reihe flogen an diesem Tag den Flughafen Prag an. Die Swiss HB-JCO sowie die YL-ABI und YL-AAP von Air Baltic. Die ersten beiden bedienten standardmäßig die Routen nach Zürich bzw. Riga. Die erst im Mai 2022 ausgelieferte YL-AAP dagegen war im Wet-Lease für Eurowings im Einsatz und kam aus Düsseldorf in die tschechische Hauptstadt.
Stellvertretend für die insgesamt sieben Boeing 737 MAX sind hier die EI-HGW von Ryanair sowie OK-SWF von Smartwings abgebildet. Dies waren zugleich die einzigen beiden Airlines, welche mit diesem Modell vor Ort zu sehen waren.
Seit Beginn der Corona-Pandemie hat Emirates die täglichen Flüge mit dem Airbus A380 zwischen Dubai und Prag eingestellt. Mit der Wiederaufnahme der Route stellte die Airline das Fluggerät auf die Boeing 777 um, an diesem Tag kam die A6-EBK zum Einsatz. Aktuell sind mir keine konkreten Pläne bekannt, welche auf ein Wiedersehen des A380 in Prag schließen lassen.
US-amerikanischer Politiker in Prag
Eine Boeing VC-32A sowie eine als Begleitmaschine eingesetzte Boeing C-17A sieht man in Prag nicht jeden Tag. Umso mehr war dies der Hauptgrund meiner Spottertour ins Nachbarland. Bereits am Vortag landete der US-Verteidungsministers Lloyd J. Austin III mit der 98-0001 der U.S. Air Force für Gespräche mit seiner tschechischen Amtskollegin. Laut den Vorhersagen sollte der Abflug beider Flugzeuge gegen 14.45 Uhr erfolgen.
Im Fall der VC-32A verzögerte sich der Start zur Camp Springs Joint Base Andrews (ADW/KADW) nahe Washington um etwas mehr als eine halbe Stunde. Auf den Start der Boeing C-17A Globemaster III mit der Registrierung 10-0221 mussten die zahlreichen Spotter dann nochmals eine ganze Stunde warten. Um 16.24 Uhr hob der Militärtransporter von der Runway 06 ab. Nach fast genau 9 Stunden Flugzeit war auch für dieses Exemplar der Zielort, besser bekannt als Andrews Air Force Base, erreicht.
Fazit
Wieder einmal hatte sich die Fahrt über den Erzgebirgskamm zum Prager Flughafen mehr als gelohnt. Insgesamt 128 verschiedene Registrierungen in knapp 11 Stunden Aufenthalt sind eine gute Quote. Dabei konnte ich fast alle vorhergesagten Highlights auch tatsächlich fotografieren. Mit rund 75 Gigabyte Bildmaterial im Gepäck trat ich gegen 17 Uhr die Heimreise an.